Zusammenführung

 


Autorin: Heike Drapatz (Vervielfältigung & Kopie des Textes bedarf der Erlaubnis der Autorin)
Kontakt: heike(at)kaninchentreff.de

Erst einmal herzlichen Glückwunsch, denn Sie haben sich entschieden, Ihrem Kaninchen einen Partner zu gönnen, oder noch eines aufzunehmen. Das ist ein richtiger Schritt zu einem erfüllten Kaninchenleben.

Eine vordergründige Frage für Zusammenführungs- wenig- erfahrene Menschen ist :

Welches Tier kann ich mit welchem vergesellschaften?

Dazu soll Ihnen folgende Tabelle einen kleinen Überblick verschaffen:

 

 

Unkastrierter Rammler

Kastrierter Rammler

Unkastrierte Häsin

Kastrierte Häsin

Häsin mit Nachwuchs

Unkastrierter Rammler

Gibt Mord u. Totschlag.

Der Kastrat würde fürchterlich unterdrückt.

Gibt alle 4 Wochen Nachwuchs, bis zum Erschöpfungstod der Häsin.

Häsin würde ständig „berammelt“, totaler Stress für beide.

Absolut unverträglich, Gefahr für Nachwuchs!

Kastrierter Rammler

Der Kastrat würde fürchterlich unterdrückt

Kann klappen, je besser, umso länger die Kastration her ist.

Eine ideale Kombination, sehr unproblematisch.

Eine ideale Kombination, sehr unproblematisch.

Absolut unverträglich, Gefahr für Nachwuchs!

Unkastrierte Häsin

Gibt alle 4 Wochen Nachwuchs,

bis zum Erschöpfungstod der Häsin

 

Eine ideale Kombination, sehr unproblematisch

Kann klappen, aber oft gibt es endloses „Gezicke“, besonders ab der Pubertät.

Kann klappen, aber oft gibt es endloses „Gezicke“, die Kastrierte könnte unterliegen

Absolut unverträglich, Gefahr für Nachwuchs!

Kastrierte Häsin

Häsin würde ständig „berammelt“, totaler Stress für beide.

Eine ideale Kombination, sehr unproblematisch

Kann klappen, aber oft gibt es endloses „Gezicke“, die Kastrierte könnte unterliegen

Kann klappen, kann aber auch endloses „Gezicke“ geben.

Absolut unverträglich, Gefahr für Nachwuchs!

Häsin mit Nachwuchs

Absolut unverträglich, Gefahr für Nachwuchs!

Absolut unverträglich, Gefahr für Nachwuchs!

Absolut unverträglich, Gefahr für Nachwuchs!

Absolut unverträglich, Gefahr für Nachwuchs!

Absolut unverträglich, Gefahr für Nachwuchs!


Jungtiere unter ca 16 Wochen sollten nicht zu erwachsenen, geschlechtsreifen Tieren vergesellschaftet werden, denn die Erwachsenen verteidigen ihr Revier, und Babyhaut reisst wie Papier. Zu empfehlen ist also i.d.R. ein gegengeschlechtliches, ca gleichaltriges Tier, wobei der Rammler, sofern er nicht vor der 12. Woche kastriert wurde, seit 6 Wochen kastriert sein muss. (Lebensfähigkeit des Restsamens).
Bei der Vergesellschaftung von mehr als 2 Tieren entscheidet der Charakter der Tiere, ob es funktionieren wird oder nicht, und Prognosen sind schwer zu machen. Ein durchsetzungsfähiger Rammler (kastriert) mit „Harem“ klappt hingegen oft recht gut.


Die Zusammenführung :

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Vorbereitungen : Bevor es losgehen kann, sollten Sie einen neutralen Raum herrichten, in dem noch keines der Tiere vorher war, und als sein Revier beanspruchen konnte.
Stellen sie Verstecke bereit: gut geeignet sind umgedrehte Kartons mit 2 Ein- und Ausgängen. Vermeiden sie „Sackgassen“, in die eines der Tiere in die Enge getrieben werden könnte. Stellen Sie frische Toiletten mit Einstreu auf, sowie Wassernäpfe. Heu darf natürlich nicht fehlen und lässt sich gut in Keramikschüsseln reichen.
Kurz bevor beide (oder alle zusammenzuführenden) Kaninchen in den Raum gesetzt werden, können Sie Häufchen mit Gemüse und etwas Obst auslegen, das lenkt ersteinmal ab. Dazu kann man auch vorher mit den betreffenden Tieren einen Heutag einlegen, so werden die Leckerchen noch interessanter.

Sollten Sie kein Pärchen (m+w) vergesellschaften wollen, sondern 2 gleichgeschlechtliche Tiere (NUR kastrierte Rammler!) oder führen eine Gruppe zusammen, legen Sie sich bitte Handschuhe bereit.
- Rangordnungsklärung : Beginnen die Kaninchen nun, ihre Rangordnung zu klären, was sinnvoll und nötig ist, greifen Sie bitte nicht ein! Behalten Sie die Nerven und tolerieren Sie: Jagereien, ängstlich in einer Ecke kauern, Popo beissen, Fell ausrupfen, berammeln (auch Weibchen tun dies als Zeichen von Dominanz).

Greifen Sie bitte (mit Handschuhen „bewaffnet“) ein, wenn: Die Tiere sich an den Mäulern verbeissen, sich auf der Erde wälzen und mit den Hinterbeinen in die Eingeweide treten, oder Blut fliesst. Kleine „Katscher“ in der Haut sind OK, blutende Wunden natürlich nicht!

Die letztgenannten Extremfälle sind bei einer Zusammenführung von Männchen (kastriert) und Weibchen , beide ca gleichaltrig, jedoch nicht zu erwarten .

Lassen Sie die Kaninchen ihren Rang klären, ohne sie wieder zu trennen, ansonsten fängt alles von Vorne an. Nur, wenn es absolut unvermeidbar ist, z.B aus wohnlichen Gründen, trennen Sie sie nachts für wenige! Stunden. Ratsam ist dies jedoch nicht.
Eine Zusammenführung kann wenige Stunden (selten) bis zu etlichen Monaten dauern, üblich ist bei erwachsenen Kaninchen, m/w ein Mittelwert von 2 Wochen.

-Es ist vollbracht : Sperren Sie die Tiere erst zusammen auf engeren Raum, wenn sie entspannt nebeneinander liegen, gegenseitig Fellpflege betreiben und friedlich an einer Futterstelle fressen.

Erst dann ist die Zusammenführung beendet.

Bedenken Sie auch bitte, dass kleine Auseinandersetzungen in „den besten Ehen“ mal vorkommen, und nicht bedeuten, dass die Kaninchen sich plötzlich nicht mehr verstehen.
Bei gleichgeschlechtlichen Tieren, die sich vor der Pubertät blendend verstanden haben, kann es jedoch sein, dass die Eintracht ab der Geschlechtsreife dauerhaft vorüber ist. Zwei junge Rammler, die weiterhin zusammen leben sollen, müssen Sie unbedingt VOR der 12. Woche kastrieren lassen! (Jeder kaninchenerfahrene Tierarzt ist dazu in der Lage!)

Es ist ein weit verbreiteter Irrtum, dass Geschwistertiere sich besonders gut verstehen!

Ab Anfang der Pubertät, 12. bis 16. Woche, spielt es überhaupt keine Rolle , ob die Tiere miteinander verwandt sind!

- Fazit : Ihre Mühe und Nerven werden mit den schönsten Kuschelszenen belohnt werden!

 

 text by Heike Drapatz