Woher bekomme ich meine Kaninchen bzw. einen Partner für mein vorhandenes?
Pro und Contra Zooläden:
Oft möchten Halter in
Spe möglichst junge Kaninchen, daher denken sie sofort an einen Zooladen,
in dem nur junge Tiere sitzen.
Fragt man sich aber:" Warum ist das so? " Stösst man oft auf
eine grausige Wahrheit: Tiere, die erwachsen sind und nicht verkauft werden
können, weil sie nicht mehr niedlich genug sind, enden in der Regel als
Schlangenfutter oder als Futtertiere im Zoo. Dies ist Realität, auch wenn
mancher sagen wird: "Bei uns im Zooladen um die Ecke ist das aber nicht
so! "
Welcher Zooladenbesitzer aber würde seinen Kunden schon sagen: Ja, genau,
die werden nächste Woche verfüttert, wenn sie niemand kauft.
So würde man sich die KUnden und Tierliebhaber verprellen, also wird oft
gerne behauptet, die würden weitervermittelt, oder kämen gar ins Tierheim.
Dies aber würde kein Tierheim mitmachen, die überflüssigen Tiere
des Handels aufzunehmen; sie sind mit den Oster-, Weihnachts- oder Urlaubsopfern
der Privathalter restlos überfüllt, stapeln die Käfige oft bis
unters Dach und beherbergen oft um die 50 bis 160 Kaninchen! (Raum Köln-Bonn
übliche Zahlen).
"Die Kaninchen aus der Zoohandlung sind aber viel niedlicher und jünger als die im Tierheim"!: Ja, Zooläden MÜSSEN die Tiere im Babyalter an den Käufer bringen, da die grossen Augen und niedlichen runden Gesichter zum Kauf animieren. Spontane und unüberlegte Käufe kommen häufig vor, der Halter merkt erst spät, dass an der Legende vom unkomplizierten Schmusetier für seine Kinder wenig wahres ist, und gibt das Kaninchen, welches ein einsames Leben ohne Auslauf fristen durfte, und aus dem Grunde evtl sogar bissig geworden ist, dann doch lieber ins Tierheim.
Der Nachteil bei jungen Tieren
aus der Zoohandlung liegt nicht bloss bei Spontankäufen, sondern auch gut
durchdachte Anschaffungen haben oft im Disaster geendet, wenn nämlich das
meist wenig oder absolut ungeschulte Personal die Geschlechter falsch bestimmt
hat, und sich zu Hause herausstellt, dass man 2 gleichgeschlechtliche Tiere
hat, die sich in der Pubertät beginnen zu verprügeln.
Noch schlimmer trifft es Leute, die im guten Glauben kaufen, sie haben 2 gleichgeschlechtliche
Tiere erstanden (von 2 unkastrierten Rammlern ist dringlichst abzuraten!) ,
und nach Eintritt der Geschlechtsreife ist die Häsin von ihrer "Schwester"
plötzlich trächtig.
Die Tiere sind dann viel zu jung, oft stirbt der Nachwuchs, der Geburtskanal
ist noch zu klein, die JUngen bleiben stecken und die Häsin stirbt gleich
mit. Solche Horrorszenarien sind leider nicht die Ausnahme.
Ist der Nachwuchs gesund, wird gesäugt, wächst udn gedeiht, hat der
Halter bis zu 8 oder mehr, statt nur 2 Tiere daheim, die ihrerseits wiederum
bald geschlechtsreif werden. Oft reicht der Platz nicht für so viele Tiere,
sie werden verschenkt, verkauft, in den Zooladen gebracht oder eben ins Tierheim.
Zooladen Kaninchen sind,
wie gesagt, meist ab 4 bis 6 Wochen alt, um noch "niedlich" auszusehen.
Das fatalste daran ist aber, dass Mütter ihre Jungtiere bis oft zur 10.
Woche säugen, ihnen Immunstoffe mit auf den Lebensweg geben und Sozialverhalten
beibringen.
Von einer Trennung von der Mutter unter der 8. Woche ist dringend abzuraten,
da diese Tiere dann sehr häufig krank werden, schnupfenanfällig sind
und Verhaltensstörungen wie Aggressionen entwickeln können.
Oft behaupten Zooläden,
ihre Tiere seien bereits 8 Wochen alt, aber wenn die Tiere noch das typisch
"Babyhafte" Gesichtchen haben, ist dies mehr als zweifelhaft.
8 bis 10 Wochen alte Kaninchen sehen schon halb erwachsen aus, und keinesfalls
mehr tapsig.
Bei der Auflistung der möglichen Konstellationen sind schon ein paar Vorteile durchgeklungen, die Tiere aus einem Tierheim mit sich bringen, aber es wären weiterhin noch mehr zu nennen:
-Kein ZUsammenführungsstress
bei bereits verpaarten erwachsenen Tieren
-Charakter ist nach der Pubertät schon ausgeprägt (--> Handzahm,
scheu, etc)
-TH Tiere sind gesundheits gecheckt und geimpft!
-Böcke sind kastriert, was in keiner Relation zum geringen Abgabepreis
von um die 25 Euro steht.
-Bei Erkrankungen direkt nach Erwerb steht üblicherweise der Tierheim Tierarzt
kostenlos zur Verfügung.
-Hilfe bei Auftretenden Problemen wird geboten.
-Tier(e) werden zur Not wieder zurückgenommen.
-Oft auch JUngtiere vorhanden, wenn gewünscht. (trächtige Häsinnen
werden gerne abgegeben).
Kauft man sein Tier in einer
Zoohandlung, steigert man die Nachfrage, worauf der Handel mit Steigerung des
Angebotes reagiert. Dies ist ein wirtschaftswissenschaftliches Gesetz, an dem
nicht zu rütteln ist, auch nicht mit Argumenten wie: "Aber das eine
Kleine Kaninchen da im Schaufenster, wenn ich das "rette", das macht
doch nichts!" Und: " Das eine, was ich kaufe, ändert die Lage
ja nicht!" Doch, tut es, vor allem, wenn jeder so denkt. Die Folgen:
Häsinnen müssen öfters werfen, die Ruhephasen zwischen den Würfen
werden heruntergesetzt, das Platzangebot bei den Züchtern für das
einzelne Tier sinkt. Oft sterben Muttertiere oder deren Jungen, weil die Mutter
völlig entkräftet ist, und keine Milch mehr hat. Immer jüngere
Kaninchen landen in den Schaufenstern.
Wenn man bloss ein einziges kauft, wird mindestens eines an dessen Stelle treten,
darüber muss man sich im Klaren sein.
Wer absolut gegen Tierheim
ist, der solle sich doch bitte einen gewissenhaften Züchter suchen, der
seinen Tieren viel Auslauf bietet, die JUngen mindestens 8 Wochen bei der Mutter
lässt, und bei dem die Häsinnen keinesfalls öfters als 2 mal
jährlich werfen müssen.
Alles andere ist Geldmacherei.
Heike Drapatz